Wir haben es geschafft:
Milford Trek- erschöpft!!
So, jetzt muss ich mal die letzten vier Tage revuepassieren lassen:
Dienstag sind wir um 9.30 Uhr mit dem Bus aufgebrochen, um nach einer halben Stunde am Bootsanleger anzukommen. Von dort sind wir 1,5 h nach Glade Warf über den Lake Te Anau
geschippert worden. Von dort startet der 54 km lange (33,5 Meilen) Milford Trek. Hier gehen pro Tag nur 90 Wanderer lang (50 in Lodges und geführt und 40 in Hütten eingebucht- wie wir es
sind). Der Weg ist nur in eine Richtung zu gehen und wird vom DOC (department of conservation) gepflegt. (Und damit meine ich: gepflegt! Da der Weg immer wieder durch Erdrutsch und
Überflutung verwüstet wird, muss ständig nachgebessert werden- Brücken gebaut, umgefallene Bäume zersägt und diverses aus dem Weg geräumt werden). Um keine bösen Algen mit einzuschleppen,
mussten wir beim Landgang durch Desinfektionsmittel laufen. Die erste Etappe, die wir mit ca. 20 der - ich nenne uns Hüttenbucher mal Individualisten- losmarschiert sind, ging nur ca. 6 km
eben durch schönsten „Feuchtwald“. Überall wuchern buntes Moos und Flechten und wir konnten uns glücklich schätzen, einen regenfreien Tag erwischt zu haben. Bis morgens hatte es noch
geregnet.
Nach ca. 1,5h sind wir an unserer ersten Übernachtungsstelle Clinton Hut angekommen. Die 40 Stockbetten waren auf zwei Hütten aufgeteilt und der Gemeinschaftsraum mit Gaskochern, sowie die
Toiletten/ Waschgelegenheit mit fließend Wasser waren separat.
Langsam trudelten alle weiteren Wanderer ein, überwiegend Kiwis und Australier, aber auch Ungarn, Nordiren, Engländer und mit uns vier Deutsche. Auf jeder Hütte hat ein Ranger Dienst. Auf
dieser war es Grace und sie hat uns später in der Umgebung die Flora und Fauna näher gebracht. Wie sehr hier gegen alle Tiere gekämpft werden muss, die von den europäischen Besiedlern
hergebracht wurden! Früher gab es quasi nur Vögel, inzwischen übernehmen Possums, Wiesel, Katzen u.s.w. überhand. Merke: Bird or bad! Welche Tiere auf dem Weg allerdings ganz besonders
nerven, sind die Sandflies- kleine böse Fliegen, die lange juckende Stiche hinterlassen, aber das Insektenspray hat schlimmstes von uns abgehalten.
Mittwoch sollte es in ca. 6h 16,5 km und 400 Höhenmeter rauf zur nächsten Hütte gehen. Die Nacht war etwas unruhig, trotz Ohrenstöpseln und Schlafbrille, obwohl wir noch die Hütte mit den
leiseren Schnarchern erwischt hatten. Entlang des blaugrünen Clinton River ging es langsam bergauf, weiterhin durch den wunderbaren Wald. Immer wieder gab es auch Wasserfälle zu sehen und
kurzzeitig eine von einem Erdrutsch (1982) freigeräumte Fläche. Immer wieder an der Strecke gab es Plumpsklos (man möchte hier an menschlichen Überresten nur drei Dinge haben: poo, pee and paper-
und daran halten sich ALLE!) oder Shelter zum Unterstellen bei schlechtem Wetter oder Rasten.
Der steilere Anstieg folgte kurz vor Ende und wir waren froh, dann irgendwann die zweite Unterkunft Mintaro Hut erreicht zu haben. Dies sollte aber nur das Training für den nächsten Tag sein. Und
wieder hatten wir Glück mit dem Wetter- ein sonniger und zum laufen gerade gut temperierter Tag. An der Hütte konnten wir uns sogar noch etwas in der Sonne liegend ausruhen. Das schönste bei den
nächtlichen Toilettengängen war natürlich mal wieder der Sternenhimmel- herrlich!
Donnerstag sind wir recht früh gestartet, um in den ersten 2,5h weitere 600 Höhenmeter rauf zu kraxeln. Die Mühe hat sich gelohnt, wir wurden mit fantastischen Ausblicken belohnt. Auf der
einen Seite des Mackinnon Passes zurück ins Tal des Clinton River, wo wir herkamen und zur anderen Seite steil in das Tal, welches Richtung Milford Sound führt. Auf dem Kamm hatten wir
wieder mächtig Glück, da hier schonmal so heftig der Wind pustet, dass man sich am Gras festhalten muss. Auch ansonsten waren wir mal wieder überglücklich bei 20 Grad und Sonnenschein den Weg zu
erleben. Gerade für den Abstieg waren wir dankbar, dass das Geröll, über das wir 970m runtergehen mussten, trocken war...(und ich war Hans seeeehr dankbar, dass er drauf bestanden hat, zumindest
pro Person einen Stock mitzunehmen!!! Das hätten meine Knie und seine Knöchel sonst nicht mitgemacht)
Dieses bergab gehen hat meine Beine wie Kaugummi werden lassen und mit je ca. 12kg Gepäck auf dem Rücken war von Scheidung und Mordgedanken alles dabei! Das gute Wetter und die grandiose
Landschaft haben aber alles entschädigt und so sind wir nach 7,5h und 14km heile und erschöpft in der Dumpling Hut angekommen. Dort haben wir uns in einem eiskalten Tümpel im Flussbett erfrischt
und alles war gut.
Die Nacht war lang und erholsam. Nur zum dritten Mal in Folge Nudeln zum Abendessen reichten dann auch.
Freitag konnten wir etwas entspannter angehen, da wir unser abholendes Boot erst um 15 Uhr erreichen mussten, andere hatten sich für 14 Uhr eingebucht. Wir sind gegen 8 Uhr gestartet und
wussten, dass 18 km relativ ebener Weg vor uns lag. So hatten wir Zeit, uns diverse Wasserfälle unterwegs anzugucken. Das Ziel war der Sandfly Point und den früher als nötig zu erreichen nicht
allzu vielversprechend, da diese Sandflies echte Plagegeister sind. Trotzdem waren wir schon gegen 14.15 Uhr dort und das Boot war überpünktlich. So waren wir wenige Minuten späteren im Hafen vom
Milford Sound. Das war ein kleiner Schock aus der schönsten Natur in die Touristenhochburg des Fjordlands zu kommen. Wir fielen ein wenig auf zwischen all den Tagestouristen, die Bootstouren,
Helikopter- und andere Rundflüge machen und busseweise aus Queenstown und Te Anau angekarrt werden.
Wir haben noch ein wenig den Blick in den Milford Sound genossen, bevor und der Bus dann zwei Stunden durch wieder schönste Gegend in unsere Unterkunft nach Te Anau gefahren hat.
Zusammenfassend waren diese vier Tage und 54 km einfach nur toll. Das Wetter hat sein bestes gegeben, kein Tropfen Regen in einer der regenreichsten Regionen der Welt, wo Wanderer schon
hüfttief durch Wasser waren mussten oder drei Tage in einer Hütte warten mussten bis die Fluten nachlassen. Wir und alle anderen Mitstreiter sind Glückskekse!!